Wusstest du, dass in Deutschland durchschnittlich nach drei Jahren die Leute ca. 40 % ihrer noch nicht einmal besonders oft getragenen Kleidung entsorgen? Der Grund dafür: kleinere Mängel, die nicht mehr behoben werden. Einer davon ist mit großer Sicherheit das sogenannte Pilling. Doch wie kann dieses Phänomen beseitigt werden? Und was tut man mit den Knötchen auf Möbelbezügen? Wir verraten dir alles Wichtige hierzu. Lies jetzt weiter!

Fussel, Flusen, Pilling und Co.

Wahrscheinlich kennen wir sie alle: Fusseln und Knötchen. Wenn sie nur ab und an mal auftauchen, ist das sicherlich kein großes Problem. Allerdings sind diese Erscheinungen doch eher Rudeltiere und befallen einen Stoff gerne auch mal üppig. Wie kommt das aber? Immerhin sind wir doch ordentlich und sorgsam mit unseren Textilien. Rührt das von minderer Stoffqualität? Oder behandeln wir die Materialien doch schlechter als gedacht?

Was sind Fusseln überhaupt?

Wenn man sich ein gewebtes Stück Stoff betrachtet, scheint es eine sichere Sache zu sein. Doch tatsächlich lösen sich aus den verarbeiteten Garnen ständig kleine Fasern, die wir dann als Fusseln oder Flusen bezeichnen. Einige Stoffe fusseln direkt nach dem Kauf besonders stark, andere beginnen damit erst mit der Zeit. Doch tatsächlich ist das nicht unbedingt ein Zeichen für mindere Qualität des Materials, sondern eine natürliche Eigenschaft.

Ein Garn hält nämlich nur zusammen, weil die verwendeten Fasern untereinander Reibung entwickeln. Je nachdem gibt es aber sehr glatte oder auch kurze Fasern, die dann aus diesem Verbund doch herausrutschen. So ist beispielsweise Acryl eine Kunststoff-Faser, während Kaschmir hingegen eine Naturfaser ist. Doch beide sind recht kurz und dadurch sehr fusselanfällig.

Wie wird aus Fusseln Pilling?

Nun lösen sich also beständig die kleinen Fasern aus unseren Geweben. Nicht immer liegen sie dann einfach lose auf. Manchmal verknoten sie sich auch mit anderen noch im Stoff befindlichen und es entsteht das sogenannte Pilling auf der Oberfläche. Dabei unterscheidet man übrigens zwischen Eigenpilling und Fremdpilling. Bei der ersten Varianten schafft der Stoff die Knötchen ganz allein mit seinen eigenen Fasern, bei der zweiten kommen Fusseln von anderen Geweben hinzu.

Dieses Phänomen kennt man von Kleidung genauso wie von anderen Textilien. Um aber abzuschätzen, wie anfällig ein Stoff für diese Knötchenbildung ist, gibt es die Europa-Norm DIN EN ISO 12945-2. Diese ordnet die geprüften Materialien unterschiedlichen Klassen zu, welche ihre Strapazierfähigkeit bewerten. Dazu werden Gewebeproben in einen Pilling-Tester gespannt und für eine vorgeschriebene Zeitdauer konstanter Reibung ausgesetzt. Danach erhält man ein Ergebnis auf einer Skala von 1 bis 5.

Bewertung Erläuterung
1 = sehr starke Pillingbildung
  • ausgeprägte Flusenbildung und/oder Pillbildung
  • Pills abwechselnder Größe und Dichte bedecken in sehr großem Umfang die Oberfläche der Messprobe
2 = starke Pillingbildung
  • ausgeprägte Flusenbildung und/oder Pillbildung
  • Pills abwechselnder Größe und Dichte bedecken in großem Umfang die Oberfläche der Messprobe
3 = deutliche Pillingbildung
  • mäßige Flusenbildung und/oder Pillbildung
  • Pills abwechselnder Größe und Dichte bedecken vereinzelt die Oberfläche der Messprobe
4 = wenig Pillingbildung
  • leicht flusige Oberfläche und/oder vereinzelt unreife Pills
5 = keine Pillingbildung
  • keine Veränderung der Stoffoberfläche

Wird ein Stoff also mit 1 bewertet, ist er leider besonders pillinganfällig. Das heißt allerdings nicht, dass ein guter Stoff unbedingt in die Klasse 5 muss. Bezüge für besonders langlebige Polstermöbel gehören beispielsweise meist der Stufe 3 an. Denn hier wird der ideale Kompromiss zwischen nicht zu starker Knötchenbildung und hoher Beständigkeit geschlossen.

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Ein Leinenstoff weist kleine Ziehfäden und etwas Pilling auf

Foto: © Monstera, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Welche Ursachen gibt es für Pilling?

Beim Erklären der DIN-Norm haben wir es bereits erwähnt: Die wichtigste Ursache für die ungeliebte Knötchenbildung ist Reibung. Diese mechanische Belastung löst zum einen die Fasern aus ihren Garnen und verzwirbelt sie gleichzeitig so sehr, dass sich das Pilling bildet. Ganz typisch ist das bei Kleidung an Stellen wie beispielsweise den Armunterseiten bzw. Achseln, den Schultern (wo Riemen von Taschen aufliegen) oder am unteren Rücken, wenn z.B. Rucksäcke getragen werden und dort beständig aufsitzen. Aber auch Möbel haben, wie bereits erwähnt, diese Knötchen, etwa durch das Rutschen und Sitzen auf ihnen.

Ein weiterer Grund ist die Reinigung, genauer gesagt das Waschen und Trocknen von Stoffen. Hier kommt, um genau zu sein, der mechanische Einfluss mit einem zusätzlich thermischen zusammen. Diese Kombination löst ebenfalls sehr effektiv Fasern aus dem Verbund und verknotet sie dann gern miteinander. Wie das vermieden werden kann, verraten wir dir später.

Wie kannst du Fusseln und Pilling entfernen?

Sie sehen zugegebenermaßen nicht besonders hübsch aus, sind aber eine absolut normale Sache: Fusseln und Knötchen. Je nach Material kannst du diese einfach nicht vermeiden. Allerdings stören sie im Prinzip nur die Optik und Haptik, nicht aber die Funktionalität. Willst du diese beiden Punkte aber dennoch verbessern, dann haben wir jetzt einige Tipps für dich parat.

Eine Frau sitzt auf einem Stuhl und befreit ihren Ärmel mit einer Fusselrolle von Fasern

Foto: © cottonbro, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Wider den Anfängen: Fusseln entfernen

Sie von Hand abzusammeln ist einfach utopisch und wahrscheinlich die reinste Sisyphusarbeit. Dennoch ist es ein kluger Schachzug, Fusseln möglichst schnell und regelmäßig zu entfernen, damit sie sich gar nicht erst festsetzen und zu Knötchen umwandeln. Darum sind Fusselbürsten und -rollen deine besten Freunde.

Die Bürsten verfügen meist über zwei Seiten: eine mit Borsten und eine mit einer samtigen Oberfläche. Damit lassen sich die unliebsamen Besucher verlässlich abkehren. Alternativ kannst du auch zur Fusselrolle greifen. Diese gibt es entweder mit einer abwaschbaren Gummiwalze oder mit einzeln abziehbaren Blättern aus doppelseitigem Klebeband – praktisch, aber nicht ganz so nachhaltig. Dennoch sind auch sie recht gut bei der Fusselbeseitigung.

Hast du beides nicht zur Hand oder musst eine größere Fläche entfusseln (z.B. Möbel), kannst du auch mit einigen Hausmitteln arbeiten. Bei Kleidungsstücken lässt sich der Effekt der Rolle mit einem Streifen Paketklebeband imitieren, den du dir um die Hand wickelst und damit wiederholt den Stoff abtupfst. Bei Sitzflächen von Sofas oder auch Teppichen kannst du einen gewöhnlichen Haushaltsgummihandschuh anziehen und diesen leicht befeuchten. Reibe dann mit der Hand über die Fläche und kehre so Fusseln und Haare zusammen. Etwas mühsam, aber machbar.

Auf in den Kampf: Knötchen beseitigen

Haben die Fusseln die Schlacht gewonnen, du willst den Krieg aber noch nicht aufgeben? Dann wird es Zeit für härtere Geschütze. Greife also zu einem Werkzeug, dass dir hilft, die Stellen zu bearbeiten. Hier gibt es manuelle Optionen. Doch ein elektrischer Fusselentferner ist meist das effektivere Mittel der Wahl. Denn dieses praktische Gerät ist komfortabler und gründlicher – und vor allem beseitigt es auch die lästigen Knötchen! Dazu funktioniert es wie ein normaler Rasierapparat: Hinter einem Scherblatt mit Löchern rotiert ein Scherkopf und schneidet alles, was durch das Gitter ragt, verlässlich ab. Die Pills und Fasern fängt das Helferlein im integrierten Behälter auf, den du danach ganz einfach nur entleeren musst.

Es gibt übrigens verschiedene Ausführungen:

Netzteil-Geräte
  • sind immer einsatzbereit
  • haben einen eingeschränkten Radius
  • eignen sich darum vor allem für Kleidungsstücke
Akku-Geräte
  • unbegrenzter Radius
  • brauchen aber regelmäßige Ladezeiten
  • gut für größere Flächen geeignet
Batterie-Geräte
  • unbegrenzter Radius
  • benötigt passende Batterien, verursacht dadurch auch Müll
  • ebenfalls gut für große Flächen geeignet

Wenn du dir ein solches Helferlein zulegen möchtest, dann haben wir hier noch ein paar weitere Tipps. Für große Flächen empfiehlt sich ein Scherkopf mit einem Durchmesser von mindestens 6 cm, damit du auch gut vorankommst. Ein grobmaschigeres Schutzgitter verspricht im Übrigen auch schnellere Erfolge. Aber es birgt auch ein größeres Risiko für Beschädigungen am Material. Gleiches gilt für unebene Stoffe (z.B. Zopfstrickmuster), denn hier können schnell Löcher entstehen, wenn man zu fest aufdrückt. Willst du dies vermeiden, achte beim Kauf darauf, dass deinem Gerät der Wahl ein Abstandshalter (ein aufsetzbarer Kunststoffring) beiliegt. So passieren höchstwahrscheinlich keine Unfälle mehr.

Ob für Kleidung oder Möbel – bei uns findest du sicherlich einen passenden Fusselrasierer im Online-Shop!

Lässt sich Pilling vermeiden?

Knötchen sind unliebsame Besucher auf Stoffen. Das haben auch die Hersteller verstanden und suchen darum nach Möglichkeiten, um Pilling immer seltener auftreten zu lassen. Hier wird z.T. mit chemischen Mitteln gearbeitet wie z.B. Kieselsäure, die die Gewebe haltbarer machen soll. Auch die Faserauswahl an sich und die Art der Bearbeitung wird immer weiter verfeinert, um Fusselbildung zu vermeiden. Diese Maßnahmen sind insgesamt aber nur begrenzt wirksam.

Darum gibt es auch einiges, was du als Besitzer der Textilien tun kannst. Bei Möbeln besteht zum Beispiel je nach Material die Möglichkeit, eine Imprägnierung bzw. Beschichtung vorzunehmen. Dadurch bleiben die Fasern längere Zeit an Ort und Stelle. Bei Kleidung kommt es vor allem auf das richtige Waschen an. Hier einige Tipps:

  1. Trenne verfusselte Stücke von weniger fusseligen und wasche sie separat.
  2. Finde heraus, welche Klamotten die wahren Fusseltreiber sind und wasche auch sie nur untereinander.
  3. Umgekehrt gibt es auch Fusselmagneten. Diese sollten ebenfalls unter sich bleiben beim Waschen.
  4. Nutze besser keinen Weichspüler bei fusselnder Kleidung. Die weichen Fasern lösen sich leichter aus dem Gewebeverbund.
  5. Leere immer die Taschen aus. Nicht nur Papiertaschentücher, sondern auch darin angesammelte Fusseln verteilen sich sonst unkontrolliert und der Waschmaschine.
  6. Nutze bei empfindlichen Materialien Wäschenetz und Schonwaschgang, um die Fusselproduktion nicht unnötig anzutreiben.
  7. Reinige nach dem Waschen die Trommel, indem du sie mit einem fusselfreien Tuch auswischst. So entfernst du übrige Fusseln.
  8. Verzichte auf einen Waschgang im Trockner bei pillinganfälligen Materialien. Lass sie besser an der frischen Luft trocknen.
  9. Entlade deine Kleidung statisch, etwa durch einen Metall-Kleiderbügel, mit dem du über das Stück streifst. Fusseln werden durch Elektrostatik angezogen.

Und wenn sich trotz all dieser Maßnahmen der eine oder andere Fussel auf dir verirrt, sei ihm nicht böse. Er kann nichts dafür und tut dir eigentlich auch nichts. Sieh es im Zweifelsfalle wie Katzen- oder Hundebesitzer, die ein ähnliches Problem mit Tierhaaren haben. Frei danach kannst du dir sagen: “Ohne Fusseln bin ich einfach nicht richtig angezogen!”

Weiterführende Links
www.wikipedia.org/wiki/Fussel
www.rw-textilservice.de/…/351819
www.hausliebe.de/fusseln-entfernen/
www.computerbild.de/…/fusselrasierer-test/
www.spiegel.de/…/pilling-wir-haben-textilexperten-gefragt-…bd5f5ef71e5a
www.multipolster.de/…/pillingverhalten